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Eine gesunde Wirbelsäule ist nach vorne und hinten gekrümmt, frontal betrachtet aber nahezu gerade. Bei einer Skoliose ist das anders: Die Wirbelsäule ist seitlich verkrümmt. Das kann eine angeborene Fehlbildung sein, im Wachstum von Kindern und Jugendlichen auftreten oder ganz andere Ursachen haben. Wir erklären, welche Beschwerden bei einer Skoliose auftreten, welche Therapien es gibt und ab wann eine Operation nötig ist.
Kurz gesagt, lässt sich die Skoliose als meist dauerhafte Verformung der Wirbelsäule im Lenden- oder Brustwirbelsäulenbereich definieren. Dazu kommen oft zusätzliche Verdrehungen einzelner Wirbelkörper. Soweit der Schnelldurchgang, aber was versteht man nun unter Begriffen wie sekundäre oder idiopathischer Skoliose und woran erkennt man, wie stark ausgeprägt die Verkrümmung ist?
Wie stark die Wirbelsäule verkrümmt ist, wird durch eine Röntgenaufnahme ermittelt. Anhand dieser Aufnahme kann der zuständige Arzt feststellen, an welcher Stelle die Wirbelsäule genau verformt ist. Hierfür gibt es vor allem drei Bereiche, die zur Bestimmung der Skoliose herangezogen werden: Thorakal (Brustkorbbereich), thorakolumbal (Bereich zwischen Brust- und Lendenwirbelsäule) und lumbal (Lendenwirbelsäule).
Liegt der Krümmungswinkel zwischen 10 und 40 Grad, spricht man von einer leichten Skoliose. Meist liegt der Wert bei 20 Grad. Die gute Nachricht bei leichter Skoliose: Sie ist in der Regel schon durch konsequente Rückengymnastik behandelbar. Dabei werden die Rückenmuskeln gekräftigt und die Wirbelsäule wird stabilisiert. Diese Therapie funktioniert allerdings nur, wenn die Übungen konsequent und regelmäßig durchgeführt werden.
Wo eine Krankheit ist, möchte man auch die Ursache herausfinden. Allerdings gibt es bei Skoliose meist keinen eindeutig feststellbaren Grund für die Wirbelsäulenverkrümmung. Es handelt sich dann um idiopathische Skoliose.
Die idiopathische oder primäre Skoliose kommt besonders häufig bei Kindern oder Jugendlichen vor. Das Gegenteil dazu ist die sekundäre bzw. symptomatische Skoliose. Sie tritt in rund 10 Prozent der Fälle auf und ist immer auf eine ganz bestimmte Ursache zurückzuführen.
Eine Wirbelsäulenverkrümmung beginnt oft schon im jungen Alter und betrifft Mädchen häufiger als Jungen. Idiopathische Skoliosen werden dann oft mit dem Wachstum und hormonellen Veränderungen in Verbindung gebracht: Teile der Wirbelsäule passen sich nicht schnell genug an. Die ungleich verteilten Kräfte, die dadurch auf die Wirbelkörper wirken, unterstützen eine zunehmend starke Verkrümmung.
Da sich der Skoliose-Grad bei jungen Menschen also zum Teil sehr schnell vergrößern kann, ist es wichtig, die Verkrümmung möglichst früh zu erkennen und zu behandeln. Unterschieden wird übrigens zwischen folgenden Alterskategorien:
Vor allem die adoleszente Skoliose kann zum Problem werden, denn anders als bei der infantilen oder juvenilen Skoliose ist es unwahrscheinlich, dass sich die Verkrümmung womöglich von selbst wieder ausgleicht.
Die Wirbelsäule muss über die Jahre hinweg einiges an Belastung ausgleichen. Da ist es kein Wunder, dass sich früher oder später ein einseitiger Verschleiß der Wirbelsäule einstellen kann. Einseitige Belastungen und Schonhaltungen sind im fortgeschrittenen Erwachsenalter oft die Ursache für die sogenannte degenerative Skoliose.
Skoliose ist bei weitem keine Seltenheit – und doch werden viele Fälle gar nicht erst erkannt und verursachen keine Probleme. Das wirft die Frage auf, wie man Skoliose denn nun tatsächlich erkennt und was passieren kann, wenn die Warnsignale ignoriert werden. Oder ist jeder Rückenschmerz gleich auf eine Wirbelsäulenverkrümmung zurückzuführen?
Vor allem bei Kindern ist es wichtig, regelmäßig ihren Rücken zu beobachten. So bemerken Sie es als Eltern frühzeitig, wenn sichtbare Merkmale einer ausgeprägten Skoliose auftreten:
Ganz besonders um das 12. Lebensjahr herum sollten Eltern ganz genau auf solche und ähnliche Erscheinungen achten. Zu diesem Zeitpunkt kann eine bereits bestehende Skoliose durch einen Wachstumsschub noch verstärkt werden.
Eine einfache Methode, die jederzeit zuhause durchgeführt werden kann, ist der Adams-Test: Die untersuchte Person beugt sich mit freiem Oberkörper nach vorn, sodass der Verlauf der Wirbelsäule erkennbar ist. Im Zweifelsfall bemerkt man dadurch Verschiebungen und weiß: Zeit für eine Untersuchung durch den Orthopäden!
Schmerzhaft wird eine Skoliose in der Regel nur im Erwachsenenalter, also etwa ab 30 Jahren, und wenn sie stark ausgeprägt ist. Die Schmerzen können sich dann über den gesamten Wirbelsäulenbereich verteilen und sich als Kopf-, Nacken-, Schulter- oder Rückenschmerzen äußern.
Durch die überdurchschnittlich starken Verschleißerscheinungen können Schmerzen in den Knien oder Fußgelenken auftreten.
Wird der Wirbelsäulenverkrümmung nicht entgegengewirkt, äußert sich das früher oder später unangenehm: Der Verschleiß der Wirbelkörper verläuft deutlich schneller und die Verformung nimmt immer weiter zu.
Die Folgen sind nicht nur zunehmend starke Rückenschmerzen. Es können außerdem innere Organe zusammengequetscht werden, da die verkrümmte Wirbelsäule nicht genug Platz für die normale Verteilung von Herz, Lunge oder Magen lässt. Eine unbehandelte Skoliose kann deshalb auch zu Verdauungsproblemen, Herzrhythmusstörungen oder Atembeschwerden führen.
Vorweg sei gesagt: Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Davon abgesehen gibt es allerdings einige Bereiche, die als mögliche Auslöser für Wirbelsäulenverkrümmungen gelten.
Die Wirbelsäule ist ein hochkomplexes System. Nicht jedes Leiden lässt sich auf einen bestimmten Grund zurückführen. Im Fall einer Skoliose gibt es mehrere potenzielle Ursachen:
Glücklicherweise bedeutet eine fehlende eindeutige Ursache aber nicht, dass keine Heilung möglich ist. Bevor wir zur Skoliose-Behandlung übergehen aber noch eine letzte Frage: Wird Skoliose weitervererbt?
Bei kongenitaler Skoliose ist es nicht auszuschließen, dass genetische Ursachen dahinterstecken.
Leidet ein Familienmitglied an Skoliose, so kann es passieren, dass die Wirbelsäulenerkrankung innerhalb der Familie weitergegeben wird.
Die geerbte Skoliose muss sich nicht zwingend bemerkbar machen. Wenn aber bekannt ist, dass in der Familie schon einmal eine Wirbelsäulenverkrümmung vorgelegen hat, ist es besonders wichtig, Kinder regelmäßig auf mögliche Fehlbildungen zu untersuchen.
Die Behandlung einer Skoliose hängt immer davon ab, wie stark ausgeprägt die Verkrümmung ist. Bei leichten Fehlbildungen reichen oft schon regelmäßige physiotherapeutische Übungen aus. Ganz grundsätzlich gilt aber: Je früher die Wirbelsäulenverkrümmung erkannt wird und je konsequenter sie behandelt wird, desto wahrscheinlicher ist ein Alltag ohne Einschränkungen und Beschwerden.
Eine gängige Behandlungsmethode bei Skoliose ist das Korsett, auch Orthese genannt. Es hat eine speziell maßgefertigte Form, bei der gewisse Druckzonen und Freiräume dafür sorgen, dass die Wirbelsäule eine bestimmte Haltung bewahrt.
Dabei wird in der Regel das sogenannte Chêneau-Korsett eingesetzt, das knapp über die Schulter reicht. Liegt der verkrümmte Bereich sehr weit oben an der Wirbelsäule, hat das Korsett in seltenen Fällen auch einen Halsteil.
Ein Korsett ist in Kombination mit passenden Rückenübungen oft eine wirkungsvolle Behandlungsmethode bei Skoliose. Es wird bei einem Cobb-Grad ab 20 eingesetzt. Allerdings eignet sich so eine Orthese nicht bedingungslos für jeden: Das Korsett ist nur bei Skoliose-Patienten sinnvoll, die noch im Wachstum sind.
Damit ein Korsett bei einer Wirbelsäule im Wachstum tatsächlich Wirkung zeigen kann, muss es mindestens 23 Stunden pro Tag getragen werden. Idealerweise sollte es nur zum Duschen abgelegt werden. Dass das gerade für einen jungen Menschen auch eine emotionale Belastung darstellt, lässt sich nicht leugnen. Umso wichtiger ist es für Kinder, die ein Korsett tragen müssen, immer eine Ansprechperson zu haben, die sie motiviert, unterstützt und zuhört.
Auch im Erwachsenenalter ist ein Korsett nicht per se unmöglich. Allerdings wird in so einem Fall nicht mehr die Wirbelsäule korrigiert, sondern die Orthese gilt vielmehr als Mittel zur Schmerzbehandlung.
Denn leider lässt sich eine Wirbelsäulenverkrümmung auf konservative Weise nicht mehr vollständig ausgleichen, sobald das Wachstum erst einmal abgeschlossen ist. Das Ziel der Skoliose-Therapie ist es bei Erwachsenen stattdessen, tiefgreifenden Schäden vorzubeugen, die durch die Fehlbildung entstehen könnten.
Physiotherapeutische Übungen gelten als wesentlicher Bestandteil der konservativen Skoliose-Behandlung. Diese Therapieform geht zurück auf die Dreidimensionale Wirbelsäulenbehandlung nach Katharina Schroth und sollte möglichst unter Aufsicht einer ausgebildeten Person stattfinden.
Jeder Skoliose-Fall erfordert andere Übungen. Dementsprechend wichtig ist es, mit fachmännischer Hilfe herauszufinden, welche Bewegungen sinnvoll für die Stärkung der Muskeln und Wirbelsäule sind. Diese Übungen können und sollten dann regelmäßig zuhause ausgeführt werden.
Bei schwerer Skoliose bzw. im Erwachsenenalter lässt sich die Verkrümmung in seltenen Fällen nicht mit konservativen Therapiemethoden behandeln. Dann ist der nächste Schritt die Skoliose-Operation – aber wann ist eine OP unumgänglich und welche Risiken gibt es dabei?
Ist der Cobb-Winkel deutlich höher als 45 Grad und die Kombination aus Physiotherapie und Korsett haben nicht gewirkt, führt um eine Skoliose-Operation kein Weg herum. Bei diesem Eingriff werden Stützmaterialien, zum Beispiel Metallstäbe oder Knochenspäne aus dem Becken, in die Wirbelsäule eingesetzt.
Die Implantate verwachsen mit den Knochen und verbleiben dauerhaft im Körper. Bis dieser Prozess abgeschlossen ist, dauert es rund ein Jahr. Bei einer erfolgreichen Operation und guter Heilung treten nach diesem Zeitraum keine nennenswerten Beeinträchtigungen mehr im Alltag auf, abgesehen von leichten Versteifungen in dem Rückenbereich, der operiert wurde. Für ein optimales Ergebnis ist es gut, wenn der Eingriff möglichst früh in der Wachstumsphase stattfindet.
Die Skoliose-Korrektur fällt in die Kategorie der großen Eingriffe, auf die leichte Schulter zu nehmen ist diese Operation also nicht. Bei der operativen Behandlung gelten die üblichen Risiken, die mit jedem Eingriff verbunden sind, z.B. Probleme bei der Wundheilung oder eine Wundinfektion.
Da der Eingriff nahe am Rückenmark durchgeführt wird, sind auch neurologische Beschwerden ein mögliches Risiko. Das können beispielsweise Taubheitsgefühle am Oberkörper oder Schmerzen im Narbenbereich sein. Je nach Ausprägung der Skoliose können Herz oder Lunge verlagert werden. Daher können Probleme in diesem Bereich nie gänzlich ausgeschlossen werden.
So kompliziert all das auf den ersten Blick klingen mag: Auch wenn Skoliose eine Wirbelsäulenerkrankung ist, bedeutet das nicht, dass sie den Alltag maßgeblich beeinträchtigen muss. Bei einer frühzeitigen Erkennung kann der Wirbelsäulenverkrümmung oft sehr effektiv entgegengewirkt werden, zumal bei weitem nicht jede Skoliose ein Problemfall werden muss!
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